Melanie Nunner
  21 Dramatik Pur
 


 

Alles dreht sich und ich gehe wortwörtlich an der Wand entlang.

Und hoffe den heutigen Tag zu überleben, denn ich bin halbtot und könnte schlimmsten Falles jederzeit das Zeitliche segnen.

Das Karussell ist wiedermal partout nicht anzuhalten.

Also fällt Fitness heute für mich aus und ich sehe Laura erst wieder am Mittwoch zum zweiten Spiel der K.O.-Runde.

Jetzt wird’s ernst Süße“, zittere ich, „Spanien ist ein ECHT starker Gegner und fast fürchte ich, die machen`s!“

Mir geht der Arsch auf Grundeis.

Nicht so schwarz sehen! Der Schorschi dat sang, da schau ma amoi na seng ma's scho, ge?!“

Ich lache: „Dein Wort in Gottes Gehörgang! What`s new with you?“

Laura zieht ihre Mundwinkel nach unten: „Also, das mit Claus stellt sich langsam komplizierter heraus, als vermutet.“

Wieso wundert mich das jetzt nicht?“

Immerhin steht er voll auf Kinder und will was G´scheits.“

Solang es sich für Dich gut und richtig anfühlt, go for it!“ Etwas anderes zu sagen wäre eh überflüssig und sinnlose Atemluft-Verschwendung, denn sie würde es schlichtweg gar nicht hören.

Laura setzt nach: „Immer das Gleiche mit den depperten Beziehungen: haste keine, willste eine - haste eine, willste keine“, und dann ist Anpfiff.

Vom dramatischen Spiel gegen Spanien mag ich gar nicht groß berichten, denn es ist ein desaströses Debakel. Die erste Halbzeit lässt schon nichts Gutes ahnen. Irgendwie kommen unsere Jungs ums Verrecken nicht ins Spiel, die Spanier sind einfach ZU gut!

Die Tragödie nimmt ihren unaufhaltsamen Lauf, unsere Hoffnung schwindet zusehends und die letzte viertel Stunde ist die blanke Hölle.

Anfeuern hilft nicht mehr. Man hört die letzten einzelnen verzweifelten Deutschland-Gesänge, gefolgt von kollektiv betretenem Schweigen.

Fakt ist, dass ich zum Abpfiff Tränen in den Augen habe, die halbe Leopoldstraße heult.

Fans sitzen desolat am Bordstein und weinen, manche schluchzen, wieder andere versuchen die Betrübten aufzupeppen.

Dramatik pur.

Wir sind raus“, der Schock sitzt tief.

Laura schnieft: „Nix Finale!“

Wir haben unseren letzten Sieg eh gefeiert, als gäb`s kein nächstes Mal.“

Gut so“, sie zückt ein Tempo.

Wir waren uns wohl unbewusst siegessicherer, als wir es uns eingestanden haben.“

Ja Mensch...“, Laura stampft, bockig wie ein Kleinkind, mit dem Stöckelschuhabsatz auf den Asphalt und zieht eine Schnute: „... ich dachte wirklich, diesmal packen wir`s und holen uns den vierten Stern.“

Ich doch auch Engelchen. Ich doch auch.“

Das tut weh!“, tiefe Trauer überzieht die Fanmeile und begleitet unseren Heimweg.

 
 
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