Gesetzeswidrig voll beladen keucht mein übergewichtiger Mini auf den Wertstoffhof. Während der Motor erstirbt, greife ich nach den prall gefüllten Altkleidersäcken auf dem Beifahrersitz. Dabei huscht mein Abbild durch den Rückspiegel. Entsetzt halte ich inne und entdecke ein Bild des Grauens. Ein rotwangiges Schwerarbeitergesicht glotzt mir entgegen. Speckig glänzend und gesäumt von zerzaustem Haar.
Ich glätte ein Paar Strähnen, steige aus, klopfe den Staub von der Hose. Entsorge die Säcke, ganze Türme vergilbter Unterlagen und öffne die Heckklappe.
Schon eilt mir ein mitleidig dreinblickender Angestellter entgegen. Er hilft mir beim Schleppen einiger Holzbretter. Unglaublich, wie viel Geraffel sich auf ebenso mysteriöse wie heimtückische Weise in die Windungen meines Kellers versammelt hat. Man hätte mich darüber informieren müssen! Auch über die stattliche Anzahl von drei Isomatten! Dann hätte ich mir nämlich letzte Woche keine vierte gekauft!
Ein letztes Mal überprüfe ich das Wageninnere, steige ein und streiche mir die klamme Schläfe trocken. Wieder huscht mein Antlitz durch den Rückspiegel. Diesmal erkenne ich einen gar nicht dezenten, dunklen Staubstreifen, der quer über die gesamte Stirn verläuft. Beim Versuch diesen mit dem Handrücken wegzuwischen, verbreitet sich die dunkle Schneise zu einem Stirnband und ich gebe mich geschlagen.
Auf dem Heimweg halte ich noch schnell an der erstbesten Tanke, sauge den Mini aus und komme, vor Dreck stehend, zu Hause an. Sheila, meine Katze, empfängt mich freudig maunzend.
Ich schrubbe mir die braune Drecksbrühe von den Händen, exe ein Glas Wasser und japse nach Luft. Nach dem zweiten Glas, gehe ich zurück ins Wohnzimmer, drehe mich im Kreis und lasse den Blick schweifen.
Während mir Sheila um die Beine, normalisiert sich langsam mein Blutdruck. Zu Recht wir mein zufriedener Seufzer mit einem Zweitaktrasenmäher gleichen Schnurren quittiert.
Die neue Politur steht meinem Apartment wirklich exzellent und es fühlt sich gut an, mal wieder richtig ausgemistet zu haben. Jetzt fehlt nur noch mein körperlicher Frühjahrsputz. Also nehme ich ein Schaumbad und trage eine Gurkenmaske auf.
Mit umgebundenem Handtuch schnappe ich mir ein Buch, schlendere durchs frisch duftende Studio und trete auf die Terrasse in die laue Nachmittagssonne. Ich bemühe den Liegestuhl, lackiere meine Nägel und sinke verdientermaßen in die Kissen. Der Singsang der Vögel weckt Frühlingsgefühle und mir wird schlagartig bewusst, dass sich mein Singledasein jährt.
Ein Jahr! Das ist mehr als genug! Kurzerhand verordne ich mit, künftig die Männerwelt wieder etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. - Zeit wird’s!